Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel, forderte uns direkt am Freitagabend mit seinem Modell für den Wandel heraus. Seine These: Systemische Krisen sind Mehrfachkrisen – und diese lassen sich mit Einzelmaßnahmen nicht bekämpfen. Wir als Weltladenbewegung befinden uns mittendrin und sollten uns verorten: Sehen wir uns als Teil von Protestbewegungen, die das alte, profitorientierte Wirtschaftssystem bekämpfen („fighting the bad“) oder arbeiten wir am Aufbau einer zukunftsfähigen Alternative („building the new“)? In der am Samstag folgenden Fishbowl-Diskussion stellte sich heraus, dass das wohl jede Weltladen-Gruppe für sich entscheiden muss. Und diese Verortung kann bei knappen zeitlichen und personellen Ressourcen auch bedeuten, dass man nur eine der drei Säulen Handel, Bildungsarbeit und Kampagnenarbeit als Schwerpunkt setzt. Dieser sollte allerdings dann konsequent professionell umgesetzt werden. Eure Fair-Handels-Beratung unterstützt euch gern bei diesem Prozess.
Das Forum Fairer Handel hat als Argumentationshilfe für den Beitrag des Fairen Handels zum sozial-ökologischen Wandel die Broschüre „Eine Zukunft für alle - Zukunftsbilder des Fairen Handels“ verfasst.

Bild: Forum Fairer Handel

Stephanie Seeger vom Weltladen-Dachverband stellte die Materialien für den diesjährigen Weltladentag unter dem Motto „Mächtig FAIR“ vor. Anschließend an die Aktion im letzten Jahr wird es nochmals um ein wirksames Lieferkettengesetz gehen, diesmal auf EU-Ebene. In diesem Jahr gibt es u.a. die Aktion „Zeitungsleser:in“ oder die Ausstellung mit Einkaufswagen sowie Social-Media-Material.

Bild: Weltladen-Dachverband

Der Weltladen-Dachverband hat 2022 unter der Leitung von Rachel Billard das Projekt „Weltläden neu erzählen“ gestartet, um den Markenkern der Weltladen-Bewegung herauszukristallisieren und eine attraktive Kund:innenkommunikation zu entwickeln. Weltläden sind Teil einer lebendigen Bewegung, die neben schönen und besonderen Produkten auch eine (bildungs-)politische Agenda hat und die durch engagierte Menschen und Beteiligung lebt. Das gilt es, gemeinsam nach außen zu kommunizieren. Auf den Weltladen-Fachtagen könnt ihr die ersten Ergebnisse des laufenden Prozesses bestaunen.

Kund:innen oder Familienangehörige stellen oft kritische Fragen zum Fairen Handel. Diese möchten wir natürlich kompetent beantworten können, ohne dass es zu Frust auf beiden Seiten kommt. Nina Labode von El Puente zeigte uns in ihrem Workshop Wege auf, wie man in solchen Situationen selbstbewusst und sachlich bleibt. Dazu gehört, Kritik nicht persönlich zu nehmen und immer wertzuschätzen. Aber auch: Die eigenen Grenzen zu kommunizieren, wenn diese überschritten werden. Wir sollten uns bewusst machen, wofür wir stehen – als Bewegung, aber auch ganz persönlich im Weltladen. Hier wurden vor allem die globalen Partnerschaften betont, der Beitrag des Fairen Handels zur sozial-ökologischen Transformation (Wir sind Teil der Lösung!) und unsere Wurzeln in der globalen Gerechtigkeit. Jedoch sollten wir auch ehrlich einräumen, dass der Faire Handel nicht perfekt ist und wir uns stetig weiterentwickeln. Wenn ihr herausfordernde Gesprächssituationen erlebt, tauscht euch im Weltladenteam dazu aus und unterstützt einander! Jede:r hat das schon einmal erlebt und gemeinsam sind wir stärker. Wenn ihr eine Frage mal gar nicht beantworten könnt, leitet sie gern an die Fair-Handels-Beratung oder die Importorganisationen weiter, die euch schnellstmöglich weiterhelfen werden.