Der Faire Handel trotzt der Krise
Die gute Nachricht ist: Der Faire Handel wächst. Trotz Inflation gaben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 2022 rund 11,5 % mehr Geld für fair gehandelte Waren aus. Das entspricht einem Durchschnittswert von 25,83 Euro pro Person. Mit 2,18 Mrd. Euro erreichte der Umsatz in Deutschland damit einen neuen Höchstwert. Der Umsatz der Weltläden legte ebenfalls zu - um 5 % auf 77 Mio. Euro.
Auf der anderen Seite steigen die Herausforderungen für die Produzent*innen, wodurch der Faire Handel für sie umso wichtiger wird. „Wo sinkende Erträge infolge der Klimakrise auf horrend gestiegene Lebenshaltungskosten treffen, eröffnen faire und verlässliche Handelspartnerschaften Zukunftsperspektiven …“, sagte Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des Forum Fairer Handel (FFH) bei der Jahrespressekonferenz.
Im konventionellen Handel sind viele Erzeuger gezwungen, ihre Waren unterhalb der Produktionskosten an große Konzerne zu verkaufen. In Kombination mit den Herausforderungen der Klimakrise setzt das die Produzent*innen stark unter Druck. Deswegen fordern die Fair-Handels-Organisationen, die sich im FFH zusammengeschlossen haben, von der Politik ein Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten.
Krisenfest dank überzeugter Verbraucher*innen
Eine repräsentative Umfrage des FFH hat ergeben, dass rund 70 % der Verbraucher*innen bei ihren Einkäufen gelegentlich, häufig oder sogar immer zu fair gehandelten Produkten greifen.
Als Kaufmotive wurden dabei vor allem die höhere Entlohnung der Produzent*innen sowie der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit genannt. „Was den Fairen Handel krisenfest macht, sind auch Verbraucher*innen, die nach dem Wert und nicht alleine nach dem Preis kaufen“, sagte Matthias Fiedler, Geschäftsführer des FFH. Das gelte insbesondere für die überzeugte Kundschaft in den rund 900 Weltläden.
Mit rund 35 % hat Kaffee mit Abstand den größten Anteil am Umsatz mit fair gehandelten Produkten, gefolgt von Südfrüchten. Der Marktanteil von fairem Kaffee liegt allerdings nur bei 5,6 % und ist im Vergleich zu 2021 sogar leicht gesunken. Dabei zeigt der Faire Handel mit innovativen Projekten, wie eine klimaschonende, zukunftsfähige Kaffeeproduktion aussehen kann – vom ökologischen Anbau in Agroforstsystemen bis hin zur klimaneutralen Lieferkette.
Der Faire Handel zeigt Wirkung
Trotz aller Herausforderungen hat das FFH auch deutlich gemacht, dass der Faire Handel messbare positive Wirkungen erzielt.
So unterstützen Agroforstsysteme die Ernährungssicherheit der Kaffeeproduzent*innen in Burundi und Aufforstungen auf den Philippinen tragen zu einem stabileren Ökosystem und einem besseren Mikroklima bei. Eine steigende Relevanz des Fairen Handels in Deutschland hat auch eine Studie nachgewiesen, die in Kürze erscheinen wird. Als Beispiele nennt sie das wachsende politische Gewicht des Fairen Handels, die größer werdende Produktvielfalt sowie die steigenden Umsätze.
Ausführliche Informationen zu den genannten Zahlen und Entwicklungen enthält die Broschüre „Aktuelle Entwicklungen des Fairen Handels“ des FFH – sie steht als Langfassung und Kurzfassung zum Herunterladen bereit.